1845 zog Henry David Thoreau in eine selbstgebaute Hütte am Walden-See in Massachusetts, um für zwei Jahre ein einfaches Leben in der Natur führen. Dabei ging es Thoreau nicht um simple Weltflucht, sondern um die Erforschung menschlicher Existenz, um ein bewußtes Leben und die Beschränkung auf das Wesentliche. Er wollte ein Leben abseits der in den USA üblichen, auf Schulden und Konsum aufgebauten, Existenzmöglichkeiten erkunden.
In seinem Tagebuch, das zu seinem Buch Walden oder Leben in den Wäldern, einem der einflussreichsten der amerikanischen Literatur werden sollte, beschäftigte er sich mit der grundlegende Frage: Wie soll und will ich leben? Thoreau zeigt darin, dass der Weg zu sich selbst bei den einfachen Dingen beginnt.
«Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näher zu treten, zu sehen, ob ich nicht lernen konnte, was es zu lehren hätte, damit ich nicht, wenn es zum Sterben ginge, einsehen müsste, dass ich nicht gelebt hatte. Ich wollte nicht das leben, was nicht Leben war; das Leben ist so kostbar.»
Eineinhalb Jahrhunderte später werden Menschen in Österreich, in Europa und vielen anderen Ländern unfreiwillig in Rückzug und Isolation versetzt. Ob aus dieser temporären, staatlich verordneten Pause auch eine sinnvolle Überprüfung und Veränderung bisheriger Handlungs- und Lebensweisen resultiert, wird sich noch weisen. Daher ist genau JETZT Thoreau’s zentralste Frage ‚Wie sollen und wollen wir leben‘ von höchster Aktualiät. Unsere Antworten auf diese Frage wird das Überleben aller nachfolgenden Generationen auf diesem Planeten stärker als jemals zuvor beeinflussen.


Aus dem Bestseller Walden oder Leben in den Wäldern hat der WDR ein Schwarmhörspiel produziert und im April 2020 seine Hörer*innen aufgerufen, jeweils eine der 503 Seiten online einzulesen. Innerhalb weniger Tage luden 500 User*innen ihre Interpretation einer Textpassage hoch und gestalteten so das Hörspiel mit. Schließlich verbanden Andreas Ammer, Driftmachine und Acid Pauli das Textmaterial mit Musik und Sound. Die Hörer*innen erwartet ein rund 16-stündiges Hörspiel in 26 Kapiteln nach dem Klassiker von Henry David Thoreau. Link zum Hörspiel
Seit seinem erscheinen 1854 wurden Thoreaus kunstvoll arrangierte Aufzeichnungen ganzen Generationen von Lesern zur Quelle der Inspiration, darunter Leo Tolstoi und Mahatma Gandhi sowie den politischen Bewegungen der 68er-Generation.
An unsere Literaturtipps knüpfen wir die Bitte, sämtliche Bücher bei der ortsansässigen Buchhandlung deines Vertrauens zu bestellen. Danke.



Walden
oder Leben in den Wäldern
in einer Übersetzung von Emma Emmerich
Kunstvoller Essay und erzählende Prosa in einem ist dieses Buch eine höchst vergnügliche Lektüre und ein veritables Handbuch des Glücks.
Taschenbuch
Verlag: Diogenes Auflage: 30 (24. Juli 2007)
ISBN-13: 978-3257200195
Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat: und andere Essays
in einer Übersetzung von Walter E. Richartz
Eines jener Bücher, die die Welt verändern: Nicht so sehr ein Pamphlet als schlicht große Poesie.
Taschenbuch
Verlag: Diogenes Auflage: 20 (28. September 2010)
ISBN-13: 978-3257200638
Vom Spazieren: Ein Essay
in einer Übersetzung von Dirk van Gunsteren
Unterwegssein als Lebensmodell: Spazieren als Versuch, das Unbehagen gegenüber der Gesellschaft zu überwinden.
Taschenbuch
Verlag: Diogenes Auflage: 7 (30. September 2004)
ISBN-13: 978-3257234633